INFORMATIVE ILLUSTRATION
MITARBEITER:INNEN PORTRAITS
PORTRAIT 2
DER PHYSIKER
Illustration: Der Physiker
Seit 2013 arbeite ich im Kraftwerk Brokdorf, vorher war ich aber schon in anderen norddeutschen Kernkraftwerken tätig.
Ich bin Dipl. Physiker und habe in Energie- und Verfahrenstechnik promoviert, im Kraftwerk bin ich zuständig für Maschinentechnik.
Letztlich bin ich für alles zuständig, was mechanisch ist. Die Arbeit im KW ist sehr interessant und anspruchsvoll. Eine breite Palette an Aufgaben und doch arbeitet man sehr fachlich konzentriert. Nur an wenig anderen Arbeitsplätzen kann man sich so auf die technische Seite fokussieren!
Vor meiner Zeit in der Kernkraft habe ich auch in der Entwicklung von Solarenergie gearbeitet. Auch in Projekten mit der Automobilbranche, z.B. gemeinsam mit Volkswagen, war ich beteiligt.
Es war meine Entscheidung und mein Wunsch im Bereich Kernenergie zu arbeiten.Das hat für mich einen besonderen Reiz und hat auch mit der öffentlichen Diskussion darüber zu tun
Die Arbeitszeiten sind sehr angenehm. Abgesehen von den Fahrschichten auf der Kraftwerkswarte gibt es eine flexible Zeiteinteilung.
Ich schaue von meinem Büro über die Landschaft, 10 bis 20 Kilometer weit in das Innere Schleswig-Holsteins.
Der Frühstücksraum ist mein liebster Platz im Kraftwerk. Ich fahre von Zuhause 8 Kilometer mit dem Fahrrad nach Brokdorf.
Gemeinsame Freizeitaktivitäten der Mitarbeiter werden mir in guter Erinnerung bleiben, zum Beispiel der Lauf zwischen den Meeren.
Der faszinierendste Ort im Kraftwerk ist wohl jene Stelle, an der die Turbine mit dem Generator verbunden ist. Dort können Sie sich hinstellen und die Kraft spüren, die hier übertragen wird. Es ist die Energie, die eine Millionenstadt mit Strom versorgt. Hier fließt die Energie für ganz Hamburg!
Der Arbeitsalltag ist oft wenig spektakulär, es sind zumeist wiederkehrende und vorgedachte Prozesse. Für mich war das ein Umdenken, als ich von der Universität kam, wo sehr viel improvisiert und frei gedacht wurde. Die Prozesse in Technik und Organisation eines Kernkraftwerks müssen eben sehr robust sein und lassen wenig Raum für Kreativität.
Das Kraftwerk Brokdorf kann eine Stadt wie Hamburg komplett mit Strom versorgen, das ist eine große Faszination. Mit der Abschaltung fällt das Gefühl, durch die sichere Bereitstellung elektrischer Energie einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, weg.
Ich habe 2002 angefangen im Bereich Kernenergie zu arbeiten, da stand der Ausstieg schon fest.
Naja, viele Mitarbeiter im Kraftwerk sind nicht so die emotionalen Menschen… Aber 2011 hat mich schon mitgenommen.
Ich habe das erste Mal eine Demonstration mitorganisiert, wir sind mit Bussen nach Berlin gefahren vor das Kanzleramt. Politische Opportunität ging über fachliche Evidenz – das hat mich geärgert. Aber ich habe begonnen das hinzunehmen, es ist wohl eher die Regel als die Ausnahme.
Gerade im Leistungsbetrieb ist der Alltag sehr routinegetrieben. Besprechungen nehmen einen großen Teil des Arbeitsalltags in Anspruch. Im KW arbeiten ca. 300 Leute, dazu noch Kollegen aus Fremdfirmen. Es wird viel gelacht. Besonders amüsant ist es für die Mitarbeiter des KWs teilweise, wie Außenstehende die Arbeit in einem KW sehen, wie abwegig die Gedanken der Leute teilweise sind.
Hierzu gibt es viele Episoden, die einem das verzerrte Bild der Öffentlichkeit über die Kerntechnik immer wieder vor Augen führen. Die Katastrophe von Fukushima macht mir keine Angst. Wissen um die tatsächlichen Zusammenhänge ist stets das beste Mittel, um Angst zu bekämpfen.
Wenn jemand erfährt welchen Beruf ich habe, ist meine Arbeit immer ein Thema. Ich versuche dann so gut es geht die Einwände und Vorbehalte gegen die Kernenergie einzuordnen und gegenüber weiteren zivilisatorischen Risiken zu relativieren. Es ist allerdings sehr ermüdend und sehr schwierig, dies immer wieder zu tun und dabei zu merken, dass man gegen den lauten Chor des Mainstream keine Chance hat.
Ein Beispiel für die oft völlig verzerrten Vorstellungen von unserem Arbeitsplatz? Eine kaufmännische Abteilung unseres Konzerns sollte an den Standort eines Kernkraftwerks verlegt werden, einfach in die Bürogebäude am Standort einziehen. Die betroffenen Mitarbeiter – aus dem eigenen Unternehmen! – hatten Angst auf dem Kraftwerksgelände zu arbeiten.
Sie fragten: „Müssen wir bei unserer Arbeit Schutzanzüge tragen?“ Und fürchteten überall mit Wachhunden konfrontiert zu sein. Es gibt eine große Diskrepanz zwischen der Realität hier und dem Bild davon in der Öffentlichkeit.
Letztlich ist die Arbeit hier aber eher unspektakulär.
Es gibt ein großes Missverhältnis zwischen Wirklichkeit und Wahrnehmung der Kernenergie. Das ist sehr schade. Ich bin viel international unterwegs. Leider wird die Kernenergie besonders in Deutschland sehr negativ beurteilt. Ich versuche das immer wieder geradezurücken.
In Hinsicht auf die Energiewende gibt es eine gefährliche Leichtgläubigkeit, als Techniker sehe ich das kritisch.
Mein Arbeitsplatz ist IMMER ein Thema für Gespräche. Oft wird gefragt „Wie kannst du nur?“ oder „Hast du nicht Angst?“.
In Frankreich zum Beispiel ist es völlig „normal“, in einem Kernkraftwerk zu arbeiten.
Ich bin Dipl. Physiker und habe in Energie- und Verfahrenstechnik promoviert, im Kraftwerk bin ich zuständig für Maschinentechnik.
Letztlich bin ich für alles zuständig, was mechanisch ist. Die Arbeit im KW ist sehr interessant und anspruchsvoll. Eine breite Palette an Aufgaben und doch arbeitet man sehr fachlich konzentriert. Nur an wenig anderen Arbeitsplätzen kann man sich so auf die technische Seite fokussieren!
Vor meiner Zeit in der Kernkraft habe ich auch in der Entwicklung von Solarenergie gearbeitet. Auch in Projekten mit der Automobilbranche, z.B. gemeinsam mit Volkswagen, war ich beteiligt.
Es war meine Entscheidung und mein Wunsch im Bereich Kernenergie zu arbeiten.Das hat für mich einen besonderen Reiz und hat auch mit der öffentlichen Diskussion darüber zu tun
Die Arbeitszeiten sind sehr angenehm. Abgesehen von den Fahrschichten auf der Kraftwerkswarte gibt es eine flexible Zeiteinteilung.
Ich schaue von meinem Büro über die Landschaft, 10 bis 20 Kilometer weit in das Innere Schleswig-Holsteins.
Der Frühstücksraum ist mein liebster Platz im Kraftwerk. Ich fahre von Zuhause 8 Kilometer mit dem Fahrrad nach Brokdorf.
Gemeinsame Freizeitaktivitäten der Mitarbeiter werden mir in guter Erinnerung bleiben, zum Beispiel der Lauf zwischen den Meeren.
Der faszinierendste Ort im Kraftwerk ist wohl jene Stelle, an der die Turbine mit dem Generator verbunden ist. Dort können Sie sich hinstellen und die Kraft spüren, die hier übertragen wird. Es ist die Energie, die eine Millionenstadt mit Strom versorgt. Hier fließt die Energie für ganz Hamburg!
Der Arbeitsalltag ist oft wenig spektakulär, es sind zumeist wiederkehrende und vorgedachte Prozesse. Für mich war das ein Umdenken, als ich von der Universität kam, wo sehr viel improvisiert und frei gedacht wurde. Die Prozesse in Technik und Organisation eines Kernkraftwerks müssen eben sehr robust sein und lassen wenig Raum für Kreativität.
Das Kraftwerk Brokdorf kann eine Stadt wie Hamburg komplett mit Strom versorgen, das ist eine große Faszination. Mit der Abschaltung fällt das Gefühl, durch die sichere Bereitstellung elektrischer Energie einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, weg.
Ich habe 2002 angefangen im Bereich Kernenergie zu arbeiten, da stand der Ausstieg schon fest.
Naja, viele Mitarbeiter im Kraftwerk sind nicht so die emotionalen Menschen… Aber 2011 hat mich schon mitgenommen.
Ich habe das erste Mal eine Demonstration mitorganisiert, wir sind mit Bussen nach Berlin gefahren vor das Kanzleramt. Politische Opportunität ging über fachliche Evidenz – das hat mich geärgert. Aber ich habe begonnen das hinzunehmen, es ist wohl eher die Regel als die Ausnahme.
Gerade im Leistungsbetrieb ist der Alltag sehr routinegetrieben. Besprechungen nehmen einen großen Teil des Arbeitsalltags in Anspruch. Im KW arbeiten ca. 300 Leute, dazu noch Kollegen aus Fremdfirmen. Es wird viel gelacht. Besonders amüsant ist es für die Mitarbeiter des KWs teilweise, wie Außenstehende die Arbeit in einem KW sehen, wie abwegig die Gedanken der Leute teilweise sind.
Hierzu gibt es viele Episoden, die einem das verzerrte Bild der Öffentlichkeit über die Kerntechnik immer wieder vor Augen führen. Die Katastrophe von Fukushima macht mir keine Angst. Wissen um die tatsächlichen Zusammenhänge ist stets das beste Mittel, um Angst zu bekämpfen.
Wenn jemand erfährt welchen Beruf ich habe, ist meine Arbeit immer ein Thema. Ich versuche dann so gut es geht die Einwände und Vorbehalte gegen die Kernenergie einzuordnen und gegenüber weiteren zivilisatorischen Risiken zu relativieren. Es ist allerdings sehr ermüdend und sehr schwierig, dies immer wieder zu tun und dabei zu merken, dass man gegen den lauten Chor des Mainstream keine Chance hat.
Ein Beispiel für die oft völlig verzerrten Vorstellungen von unserem Arbeitsplatz? Eine kaufmännische Abteilung unseres Konzerns sollte an den Standort eines Kernkraftwerks verlegt werden, einfach in die Bürogebäude am Standort einziehen. Die betroffenen Mitarbeiter – aus dem eigenen Unternehmen! – hatten Angst auf dem Kraftwerksgelände zu arbeiten.
Sie fragten: „Müssen wir bei unserer Arbeit Schutzanzüge tragen?“ Und fürchteten überall mit Wachhunden konfrontiert zu sein. Es gibt eine große Diskrepanz zwischen der Realität hier und dem Bild davon in der Öffentlichkeit.
Letztlich ist die Arbeit hier aber eher unspektakulär.
Es gibt ein großes Missverhältnis zwischen Wirklichkeit und Wahrnehmung der Kernenergie. Das ist sehr schade. Ich bin viel international unterwegs. Leider wird die Kernenergie besonders in Deutschland sehr negativ beurteilt. Ich versuche das immer wieder geradezurücken.
In Hinsicht auf die Energiewende gibt es eine gefährliche Leichtgläubigkeit, als Techniker sehe ich das kritisch.
Mein Arbeitsplatz ist IMMER ein Thema für Gespräche. Oft wird gefragt „Wie kannst du nur?“ oder „Hast du nicht Angst?“.
In Frankreich zum Beispiel ist es völlig „normal“, in einem Kernkraftwerk zu arbeiten.
Die Intoleranz der Gesellschaft in Deutschland nimmt zu. Ich würde mir keinen Aufkleber „AKW Brokdorf“ aufs Auto machen – das würde bestimmt zerkratzt werden.
Viele zeigen eine extreme Reaktion.
Ich verschweige meinen Beruf nicht aus Angst. Vermeide aber manchmal davon zu sprechen, weil ich müde bin darüber zu diskutieren.
Medien berichten sehr einseitig. Das Framing ist oft unsachlich, zum Beispiel die dramatische akustische Untermalung von Bildern eines KKW im Fernsehen. Technische Sachverhalte sind oft nicht richtig dargestellt, aber man nimmt es mit der Zeit hin.
Ich verspüre keine Unsicherheit. Der größte Zwischenfall, den ich erlebt habe, war der Transformatorenbrand im KKW Krümmel. Dort war die kerntechnische Sicherheit nie in Gefahr.
Es ist noch nie jemand wegen des nuklearen Betriebs in Gefahr gekommen.
Normale Arbeitssicherheit - ja. Das ist ein Thema und es gibt Unfälle wie in jedem Kohlekraftwerk und jeder Brauerei.
Fehlervermeidungsanalysen sind ein erheblicher Teil der Arbeit, etwa ein Drittel der Arbeitszeit sind Fehlervermeidungsaktivitäten.
Da sind wir besser als jede andere Industrie.
Einmal hatte ein Kollege ein Erlebnis, wo ihm mulmig zumute war.
Er hatte Bereitschaft und bekam einen Alarmruf ohne den üblichen Hinweis, dass es sich um eine Übung handelte. Er musste zum KKW fahren, ohne zu wissen, was dort passiert ist.
Es war allerdings ein Fehlalarm.
Es gibt ein ausgeprägtes Wissensmanagement. Aus Fehlern und Pannen (auch an anderen KW) wird gelernt und alles wird permanent hinterfragt.
Daher habe ich großes Vertrauen in die Technik. Das Kraftwerk ist 35 Jahre in Betrieb und es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie unspektakulär und zuverlässig ein technisch derart komplexes Kraftwerk elektrische Energie bereitstellt.
Eine Anlage, die rund um die Uhr problemlos läuft. Es ist eine unglaubliche gesellschaftliche Leistung, die klugen Köpfe zusammenzubringen, die so eine Anlage bauen. Diese zuverlässige Ingenieurskunst gibt es sonst höchstens in der Weltraumtechnik und im Flugzeugbau. Es gibt sehr wenige Länder, die das Potential haben ein Kernkraftwerk zu bauen und zu betreiben. Das alles gibt man nun aus der Hand.
Es fehlt das Bewusstsein für die Ingenieurleistung, die hinter dem Bau und dem Betreiben eines Kraftwerks stehen.
Die Leute, die demonstrieren, haben Angst. Dass jemand seine Angst zum Ausdruck bringen möchte, kann ich verstehen.
Die Angst wird allerdings auch instrumentalisiert und die Kernenergie bewusst in ein schlechtes Licht gerückt. Das ist eine politische Linie und hat nichts mit der sachlichen Abwägung von Vor- und Nachteilen einer Schlüsseltechnologie zu tun.
Mit den Demonstranten, die sich regelmäßig vor dem Kraftwerk treffen, haben wir kein Problem (Mahnwache einmal im Monat). Wir haben denen im Winter schon Kaffee gebracht und haben immer die Bereitschaft zum Dialog.
Ich habe keine Angst um meinen Job. Ich werde den Rückbau begleiten. Einige Kollegen sind in die Kernkraftwerke der Schweiz gewechselt, von dort aus wurden Ingenieure angeworben.
Persönlich finde ich es schade, dass Deutschland mit dem Ausstieg einen Sonderweg geht.
Gerade unter dem Aspekt der CO2-Neutralität… aber ich bin zu müde, um mich an den Diskussionen um diese Problematik zu beteiligen…
Ich werde mich gerne an die Zeit in Brokdorf erinnern, uns gefällt es hier.
Ja, es stimmt. Homer Simpson ist in der Öffentlichkeit die Verkörperung eines Kraftwerksmitarbeiters.
Wir sind sicher in der Vergangenheit zu wenig mit den Gesichtern unserer Mitarbeiter an die Öffentlichkeit gegangen. Es wäre wohl leichter gewesen mit den Menschen, die „gegen Kernenergie“ sind, zu diskutieren, wenn diesen die Gesichter der Mitarbeiter, die in den Kraftwerken arbeiten, gewärtig gewesen wären. Auf diese Weise hätte vielleicht mehr und besserer Kontakt mit der Öffentlichkeit hergestellt werden können.
Deshalb finde ich diese Aktion hier auch so gut!
Der Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland ist aus meiner Sicht ein großer gesellschaftlicher Fehler. Die Nachbarländer planen anders. Die Energiewende ist ein volkswirtschaftliches Risiko. Das Gesellschaftsgut Stromversorgung wird gefährdet, das ist ein sehr riskanter Weg.
Spätestens in 10 bis 15 Jahren wird man diesen Fehler erkennen.
Als Ingenieur bin ich technikoffen und stehe den regenerativen Energiequellen neutral gegenüber.
Sie werden aber kaum mehr als 40 % der Versorgungsseite abdecken können.
Wenn das Kraftwerk eine Person wäre?
Eine unglaublich zuverlässige Person, die selten Fehler macht. Sehr penibel und pedantisch, stark und zuverlässig.
Ein Portrait von Lisa Putz.
Viele zeigen eine extreme Reaktion.
Ich verschweige meinen Beruf nicht aus Angst. Vermeide aber manchmal davon zu sprechen, weil ich müde bin darüber zu diskutieren.
Medien berichten sehr einseitig. Das Framing ist oft unsachlich, zum Beispiel die dramatische akustische Untermalung von Bildern eines KKW im Fernsehen. Technische Sachverhalte sind oft nicht richtig dargestellt, aber man nimmt es mit der Zeit hin.
Ich verspüre keine Unsicherheit. Der größte Zwischenfall, den ich erlebt habe, war der Transformatorenbrand im KKW Krümmel. Dort war die kerntechnische Sicherheit nie in Gefahr.
Es ist noch nie jemand wegen des nuklearen Betriebs in Gefahr gekommen.
Normale Arbeitssicherheit - ja. Das ist ein Thema und es gibt Unfälle wie in jedem Kohlekraftwerk und jeder Brauerei.
Fehlervermeidungsanalysen sind ein erheblicher Teil der Arbeit, etwa ein Drittel der Arbeitszeit sind Fehlervermeidungsaktivitäten.
Da sind wir besser als jede andere Industrie.
Einmal hatte ein Kollege ein Erlebnis, wo ihm mulmig zumute war.
Er hatte Bereitschaft und bekam einen Alarmruf ohne den üblichen Hinweis, dass es sich um eine Übung handelte. Er musste zum KKW fahren, ohne zu wissen, was dort passiert ist.
Es war allerdings ein Fehlalarm.
Es gibt ein ausgeprägtes Wissensmanagement. Aus Fehlern und Pannen (auch an anderen KW) wird gelernt und alles wird permanent hinterfragt.
Daher habe ich großes Vertrauen in die Technik. Das Kraftwerk ist 35 Jahre in Betrieb und es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie unspektakulär und zuverlässig ein technisch derart komplexes Kraftwerk elektrische Energie bereitstellt.
Eine Anlage, die rund um die Uhr problemlos läuft. Es ist eine unglaubliche gesellschaftliche Leistung, die klugen Köpfe zusammenzubringen, die so eine Anlage bauen. Diese zuverlässige Ingenieurskunst gibt es sonst höchstens in der Weltraumtechnik und im Flugzeugbau. Es gibt sehr wenige Länder, die das Potential haben ein Kernkraftwerk zu bauen und zu betreiben. Das alles gibt man nun aus der Hand.
Es fehlt das Bewusstsein für die Ingenieurleistung, die hinter dem Bau und dem Betreiben eines Kraftwerks stehen.
Die Leute, die demonstrieren, haben Angst. Dass jemand seine Angst zum Ausdruck bringen möchte, kann ich verstehen.
Die Angst wird allerdings auch instrumentalisiert und die Kernenergie bewusst in ein schlechtes Licht gerückt. Das ist eine politische Linie und hat nichts mit der sachlichen Abwägung von Vor- und Nachteilen einer Schlüsseltechnologie zu tun.
Mit den Demonstranten, die sich regelmäßig vor dem Kraftwerk treffen, haben wir kein Problem (Mahnwache einmal im Monat). Wir haben denen im Winter schon Kaffee gebracht und haben immer die Bereitschaft zum Dialog.
Ich habe keine Angst um meinen Job. Ich werde den Rückbau begleiten. Einige Kollegen sind in die Kernkraftwerke der Schweiz gewechselt, von dort aus wurden Ingenieure angeworben.
Persönlich finde ich es schade, dass Deutschland mit dem Ausstieg einen Sonderweg geht.
Gerade unter dem Aspekt der CO2-Neutralität… aber ich bin zu müde, um mich an den Diskussionen um diese Problematik zu beteiligen…
Ich werde mich gerne an die Zeit in Brokdorf erinnern, uns gefällt es hier.
Ja, es stimmt. Homer Simpson ist in der Öffentlichkeit die Verkörperung eines Kraftwerksmitarbeiters.
Wir sind sicher in der Vergangenheit zu wenig mit den Gesichtern unserer Mitarbeiter an die Öffentlichkeit gegangen. Es wäre wohl leichter gewesen mit den Menschen, die „gegen Kernenergie“ sind, zu diskutieren, wenn diesen die Gesichter der Mitarbeiter, die in den Kraftwerken arbeiten, gewärtig gewesen wären. Auf diese Weise hätte vielleicht mehr und besserer Kontakt mit der Öffentlichkeit hergestellt werden können.
Deshalb finde ich diese Aktion hier auch so gut!
Der Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland ist aus meiner Sicht ein großer gesellschaftlicher Fehler. Die Nachbarländer planen anders. Die Energiewende ist ein volkswirtschaftliches Risiko. Das Gesellschaftsgut Stromversorgung wird gefährdet, das ist ein sehr riskanter Weg.
Spätestens in 10 bis 15 Jahren wird man diesen Fehler erkennen.
Als Ingenieur bin ich technikoffen und stehe den regenerativen Energiequellen neutral gegenüber.
Sie werden aber kaum mehr als 40 % der Versorgungsseite abdecken können.
Wenn das Kraftwerk eine Person wäre?
Eine unglaublich zuverlässige Person, die selten Fehler macht. Sehr penibel und pedantisch, stark und zuverlässig.
Ein Portrait von Lisa Putz.